Gründungsidee
Die Jean Sibelius Gesellschaft Deutschland e.V. ist mit dem Leitgedanken gegründet worden, die Kenntnis, Pflege und Verbreitung des Werkes von Jean Sibelius hierzulande zu fördern.
Zu ihren Aufgaben gehört es ebenfalls, für die Musikkultur Finnlands ganz generell Interesse zu wecken und deren vielfältige Erscheinungsformen bekannt zu machen.
Tätigkeiten
Als Bindeglied zwischen der finnischen Kultur und über die hiesigen Kulturvermittler (Orchester und Theater) bis zum eigentlichen “Kulturkonsumenten“, bringt sich die Jean Sibelius Gesellschaft unterstützend und fördernd in das Kulturgeschehen ein.
Hierdurch wird sie ihren selbst gesetzten Aufgaben, nämlich die Bedeutung sowie die geistigen Werte der Kultur Finnlands innerhalb der europäischen Gesamtkultur herauszustellen, gerecht.
Die Gesellschaft informiert über das finnische Kulturleben, veröffentlicht regelmäßig Konzerttermine von Sibeliuskompositionen wie auch von weiteren Veranstaltungen mit finnischer Musik in Deutschland. Sie unterstützt Konzert- und Vortragveranstaltungen und fördert den Nachwuchs bei musikalischen und wissenschaftlichen Arbeiten.
Bei den Kulturschaffenden wirbt sie für die Verbreitung finnischer Musik in Konzerten sowie bei Oper und Ballett für die Bühne.
Mit der Botschaft von Finnland in Berlin pflegt die Gesellschaft eine enge Zusammenarbeit, die viele Kontakte zwischen den Staaten wirksam erleichtert.
Ebenfalls enge Beziehungen bestehen mit dem Finnland-Institut, das 1994 in der Aufbruchphase der Nachwendezeit in Berlin neu entstanden ist. Die Aufgabe des Instituts ist die ständige Präsentation der Wissenschaft, der Wirtschaft, die Studienberatung sowie jede Verknüpfung im Kulturbereich.
Kooperationen werden mit den drei Sibelius Gesellschaften in Finnland und allen weiteren weltweit gepflegt.
Entstehungsgeschichte
Die Förderung des Kulturaustausches zwischen einzelnen Staaten ist bis heute fast immer erklärtes Ziel jeder Politik. Da der finnische Staat durch seine Neutralität während des „Kalten Krieges“ zu beiden deutschen Staaten Beziehungen pflegte, war es nun in der Nachwendezeit durch ein Zusammenrücken Europas in Verbindung mit dem Beitritt des Landes zur EU an der Zeit, zu einer Neuorganisation des Kulturaustausches zu finden.
In dieser Situation fanden zum 125. Geburtstag von Jean Sibelius im Herbst 1990 die bayerischen – finnischen Tage über drei Monate in München statt. Das Finale dieser Präsentation war eine „Sibelius Nacht“ mit Konzerten in der Hochschule für Musik und Theater München unter der künstlerischen Leitung des Komponisten Wilfried Hiller.
Durch die neu geweckte Finnlandbegeisterung als Resonanz dieser Veranstaltung, wurde die damalige finnische Botschaftsrätin in Bonn, Frau Ritva-Liisa Elomaa ermutigt, die kontinuierliche Weiterführung des Erreichten auszubauen. Zusammen mit dem damaligen Generalintendanten und Gründungspräsidenten der Bayerischen Theaterakademie Professor August Everding, entschieden beide, hierzu eine neue Gesellschaft zu gründen. Diese Institution sollte primär die Musikkultur Finnlands fördern, daher entschied man sich, hier Jean Sibelius als Namensgeber eine besondere Referenz zu erweisen.
So fand 1991 in München unter Mitwirkung des damaligen persönlichen Referenten von Prof. August Everding und dem nach wie vor amtierenden 1. Vorsitzenden der Gesellschaft Dr. Klaus-Jürgen Seidel die Gründung der Jean Sibelius Gesellschaft Deutschland statt.
Von beiden Seiten getragen, entstand hier eine finnische Interessen vertretende Gesellschaft für die Musikkultur nach deutschem Recht. Grundidee war die Unabhängigkeit von politischen sowie kommerziellen Einflüssen.
Prof. August Everding, der in Finnland durch verschiedene Inszenierungen bei den Opernfestspielen in Savonlinna bereits einen Namen hatte, wurde der erste Präsident der Gesellschaft und arbeitete bis zu seinem Tode mit Erfolg für die Jean Sibelius Gesellschaft.
Wie zuvor bereits erwähnt, war Prof. August Everding der erste Präsident der Gesellschaft und ist seit seinem Tode im Jahr 1999 zum Ehrenpräsidenten ernannt worden. Hier sei noch einmal ganz deutlich gesagt, dass gerade sein Einfluss und sein Engagement in dankbarer Erinnerung bleiben werden. Von 1999 bis 2004 war Udo Zimmermann und seit 2006 ist der Komponist Wilfried Hiller der Präsident der Gesellschaft.
Erreichte Erfolge der Gesellschaft
Da die Aufführungshäufigkeit der Kompositionen von Jean Sibelius nach seinem Tode im Jahr 1957 in Deutschland rückläufig war, war es von Anbeginn an das wichtigste Anliegen der Jean Sibelius Gesellschaft, die Verbreitung sowie Kenntnis und Pflege des Gesamtwerkes des bedeutensten Komponisten Finnlands zu fördern. Neben seinem Violinkonzert, den sieben Sinfonien, den sinfonischen Dichtungen und der Kammermusik ist es die erklärte Aufgabe der Gesellschaft, möglichst viele hier noch wenig bekannte Kompositionen (117 mit op. Zahl und 225 ohne op. Zahl) und hierbei insbesondere seine zu Lebzeiten zurückgezogene Chorsinfonie Kullervo in die Konzertsäle zu bringen. In Skandinavien, Großbritannien und Amerika war seine Musik von jeher angemessener vertreten als hierzulande, obwohl eine Vielzahl seiner Kompositionen hier in Deutschland verlegt wurden und Jean Sibelius u. a. in Berlin Musik und Komposition bei Albert Becker studiert hatte.
Deutliche Erfolge bei der Verbreitung der Sibelius Werke in Deutschland sind u.a. durch die Mitarbeit der Sibelius Gesellschaft zu verzeichnen. Wie aus den regelmäßig erscheinenden Konzertlisten ersichtlich, hat sich die Anzahl der Konzerte mit Sibeliuskompositionen bei ca. 140 bis 180 Konzerten je Spielzeit eingestellt. Im Jahr 2007, das Jahr mit der Wiederkehr des 50. Todestages von Jean Sibelius wurden ca. 350 Konzerte mit seinen Werken aufgeführt.
Angefangen mit den Vorgängern und Zeitgenossen von Jean Sibelius gibt es bis heute viele Künstler, deren Arbeit in Deutschland noch eine breitere Bekanntheit erfordert. Von der großen Anzahl der finnischen Komponisten können hier nur einige Namen wie z. B. Crusell, Pacius, Mielck, Merikanto, Melartin, Madetoja, Kilpinen, Klami, Kokkonen, Sallinen, Rautavaara, Aho, Lindberg, Nordgren, Segerstam, Mustonen, Salonen, und Räisänen genannt werden.
Bemerkenswert ist Leif Segerstam (1944*) mit mittlerweile u. a. 257 komponierten Sinfonien. Außerdem sind in Finnland in den letzten Jahren so viele Opern geschrieben worden, dass man von einem „Opernboom“ gesprochen hat.
Nur in Finnland ist heutzutage eine so breit gefächerte Musikszene (parallel zur Pisastudie?) vorzufinden.
Rechtzeitig zum 50. Todestag am 20. September 2007 ist im März 2007 vom Musikverlag Breitkopf & Härtel auf der Leipziger Buchmesse die Biographie: „Poesie in der Luft“ – Jean Sibelius Studien zu Leben und Werk – von Prof. Dr. Tomi Mäkelä vorgestellt worden. Hier entstand unter neuesten Erkenntnissen und mit Zugang zu bislang nicht veröffentlichen Unterlagen in den Jahren 2000 bis 2005 eine umfassende und akribische Aufarbeitung des Werkes sowie des Lebens von Jean Sibelius durch einen Wissenschaftler, der es schaffte, „einen neuen Blick auf Sibelius freizusetzen“. Hierfür erhielt Prof. Dr. Tomi Mäkelä mehrere Literaturauszeichnungen in Deutschland und Europa. Diese wissenschaftliche Arbeit in der deutschen Originalausgabe ist von der Sibelius Gesellschaft mit Hilfe des „Suomen Kultturianhasto“ (Finnischer Kulturfond) und einem privaten Spender aus Bayern, der völlig selbstlos seine Mithilfe eingebracht hat, initiiert worden.
Mittlerweile ist dieses Werk in die englische Sprache übersetzt worden und über den Buchhandel erhältlich. Mehrere Dissertationen über die Musik von Sibelius sind in den letzten Jahren erschienen oder sind in Bearbeitung. Auch hier hat fast immer eine Unterstützung durch die Jean Sibelius Gesellschaft stattgefunden.